Der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zufolge leben rund 1,8 Mio. Menschen mit Demenz in Deutschland. Jährlich kommen ca. 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Von den 1,8 Mio. Menschen werden ca. 66% von Angehörigen in der eigenen Wohnung betreut [1]. Die Diagnose Demenz stellt viele pflegende Angehörige vor zahlreiche Herausforderungen, u.a. ob man die Wohnung des Demenzerkrankten umgestalten sollte. Deshalb stellen wir im Folgenden drei Aspekte vor, die zu berücksichtigen sind, wenn Sie die Wohnung Ihres Demenzerkrankten besser an die Krankheit anpassen möchten.
Generelle Einrichtungstipps
Wird bei einem Angehörigen Demenz festgestellt, ist es für viele Familienangehörige das erste Mal, dass sie sich mit der Krankheit auseinandersetzen müssen. Im Internet finden sich zahlreiche Ratschläge, wie die Wohnung demenzfreundlich eingerichtet werden kann. Dabei können sich die Informationen teilweise widersprechen. Im Folgenden haben wir die Demenz-Musterwohnungen der AOK und des Kompetenzzentrums Schleswig-Holstein verglichen. Dabei sind sich beide Organisationen einig, dass Sicherheit, Orientierung und Wohlbefinden, drei wichtige Aspekte bei der Umgestaltung der Wohnung zu einem demenzfreundlicheren Zuhause sind [2, 3]. Es empfiehlt sich darüber hinaus, so wenig wie möglich das gewohnte Heim zu verändern und es laufend mit den fortschreitenden Bedürfnissen der Krankheit anzupassen [4].
Generelle Tipps für alle Demenzerkrankungen:
Für einige Demenzerkrankte kann es vorkommen, dass sie einen ausgeprägten Bewegungsdrang entwickeln [5]. In diesem Fall kann es von Vorteil sein, überflüssige Möbel aus der Wohnung zu entfernen, um Platz zu schaffen. Außerdem verringert dies die Gefahr über Möbelstücke zu fallen und sich zu verletzen. Man sollte daher auch die Wohnung nach Stolperfallen durchsuchen und z.B. Teppichbrücken, lose Kabel und Türschwellen wenn möglich entfernen. Es kann sich auch empfehlen, spitze Möbelkanten mit Schutzkappen, Rohrisolierungen aus dem Baumarkt oder Eckenschützern zu versehen. Im Badezimmer bieten sich Anti-Rutsch-Matten und Haltegriffe an, um die Chance, versehentlich auszurutschen, zu verringern. Abschließend ist es sinnvoll, Rauchmelder anzubringen und ihre Funktion in periodischen Abständen zu überprüfen.
Drei Aspekte für demenzfreundliches Wohnen
Sicherheit
Das Zuhause ist für viele Menschen ein Ort, an dem man sich sicher fühlen kann. Damit das auch bei fortschreitender Demenz so bleibt gibt es eine Reihe an Möglichkeiten:
- Schatten oder dunkle Wohnungsbereiche können Angst erwecken. Eine helle und schattenfreie Beleuchtung der Wohnung kann dies verhindern.
- Spiegelnde Oberflächen können Angst in Menschen mit Demenz hervorrufen. Matte Bodenbeläge können hier hilfreich sein.
- Eine automatische Herdüberwachung kann dazu beitragen, dass Risiko von Herdbränden zu verringern.
- Mit Türsicherungen ist es möglich, informiert zu werden, sollte der Demenzerkrankte die Wohnung verlassen. Dies kann dazu beitragen, dass ein Weglaufen und Verirren verhindert werden kann. Weitere Möglichkeiten bieten Schuheinlagen oder Gehstöcke mit GPS-Signal.
- Um eine falsche oder mehrfache Einnahme von Medikamenten vorzubeugen, gibt es z.B. Medikamentenboxen, die wie ein Karussell sicherstellen, dass es zu keiner falschen Einnahme oder Überdosierung kommt.
Orientierung
Zum Beginn der Demenz fällt vor allem die Orientierung an unbekannten Orten schwer. Mit dem Fortschreiten der Krankheit zeigt sich ein Verlust der Orientierung auch im eigenen Heim. Für viele Demenzerkrankte können geschlossene Türen und Schubladen zum Problem werden. Hier können z.B. Piktogramme helfen, das WC oder die Tassen zu finden.
- Piktogramme an Türen, Schubladen und Schränken können helfen, die richtigen Räume und Gegenstände zu finden. So haben das Evangelische Klinikum Bethel und die Universität Bielefeld den Einsatz von Piktogrammen bei Demenz untersucht.
- Nachtlichter zum Aufstecken in die Steckdose können vor allem bei Nacht/Dunkelheit die Orientierung und Sicherheit verbessern.
Wohlbefinden
Neben der Sicherheit und Orientierung ist es auch wichtig, sich in der eigenen Wohnung wohlzufühlen.
- Die Akustik in den verschiedenen Räumen kann zu einem Problem für Menschen mit Demenz werden. Gibt es permanente Geräuschpegel müssen wir uns stark konzentrieren, um unser Gegenüber zu verstehen und dem Gespräch zu folgen [3]. Schallschluckelemente wie z.B. Kissen, Gardinen und das Anbringen von Styropor hinter der Leinwand von Bildern können die Akustik im Raum verbessern.
- Eine Abstimmung der Farben in der Wohnung kann möglicherweise Reize, die zu unwohl Gefühl führen können, verhindern. So empfiehlt das Kompetenzzentrum Schleswig-Holstein die Anwendung von „Toskana-Farben“ in unterschiedlichen Intensitäten.
Quellen:
[2] https://www.aok.de/pk/rh/musterwohnung-demenz/
[3] https://www.demenz-musterwohnung.de/sicher-wohnen-mit-demenz/
[4] https://www.aok.de/pk/demenz/leben-mit-demenz/